Die Namen der neun Korporationsgeschlechter
Im Verlaufe der spätmittelalterlichen Gemeindebildung etablierten sich im Ägerital die «obere Gmeind» und die «untere Gmeind», die späteren Korporationen Oberägeri und Unterägeri. Sie bildeten sich als Personalkorporation aus, in denen die Allmendberechtigung mit der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht verbunden war.
Bis ins 16. Jahrhundert war es noch möglich, sich ins Genossenrecht einzukaufen. Mit der allgemeinen Abschliessung des Bürgerrechts entfiel diese Möglichkeit. Auch unter den Nutzungsberechtigten gab es zwei Kategorien: Die alten, bereits um 1400 ansässigen Talgeschlechter besassen das sogenannte Zugrecht, das ihnen je nach Wohnsitz in Unter- oder Oberägeri die Nutzung der jeweiligen Allmend erlaubte, während die neueren Geschlechter nur die Unterägerer Allmend nutzen durften. Das Zugrecht gilt noch heute.
In Unterägeri gibt es heute neun Korporationsgeschlechter:
Die zugberechtigten Häusler, Heinrich, Henggeler, Hess, Hugener, Iten und Merz sowie die nicht zugberechtigten Müller und Senz.
Häusler
Ohne ersichtlichen Zusammenhang mit den Hüsli von Oberwil in Zug erscheinen seit 1401 die Hüsli, später Häusler des Ägeritals. Ruedi, der in diesem Jahre als Gotteshausmann im Isenrichhandel bezeugt ist, fiel 1422 bei Bellenz, Ueli 1515 bei Marignano. Obwohl eine der alten Talsippen, blieb das Geschlecht immer klein. Mehr als in Oberägeri, dessen wenige Familien heute alle auswärts wohnen, machten sie sich, ohne je hervorzutreten, in der untern Gemeinde sesshaft. Mit Regierungsratsbeschluss vom 10. Juli 1930 wurde die Schreibweise derer von Oberägeri, die immer schwankend gewesen war, derjenigen von Unterägeri gleichgesetzt.
Heinrich
Als Stadtbürger treten die Heinrich seit 1364 auf, sitzen im Rate und heiraten Töchter angesehener Familien. Mit seinem vermutlichen Schwager Anton Zurlauben war Hauptmann Heinrich Heinrich im Felde und fiel 1562 bei Blainville. 1744 erlosch die Familie mit den Kindern des Ritters und Einsiedler Stiftskanzlers Lazarus Heinrich (1630–1708).
Wenigstens gleich alt sind nach dem Jahrzeitbuch Sattel die aus dem Hauptsee stammenden Talleute von Ägeri. Sie bauen nach 1400 bereits die Höfe Gmeind, Buechholz und Bogenmatt der untern Gemeinde. Oft genannt wird im Kirchenurbar 1469 Heinrich Heinrich genannt der Bogenmatter. Seither stelle das politisch zeitweise führende Geschlecht angesehene Männer in Staat und Kirche, ist auch in Oberägeri zugsberechtigt, dort jedoch auf weinige Haushaltungen beschränkt. Besondere Achtung genoss in Baden der Amman und Landvogt Kaspar. Seinem dort geborenen Sohne gleichen Namens erteilte die Stadt aus Erkenntlichkeit gegen den Vater am 17. Juli 1597 das Bürgerrecht. Am Kirchenbau in Unterägeri war der Dorfchirurg und Seckelmeister Sigmund Heinrich bis 1721 massgeblich beteiligt.
Henggeler
Offenbar auf eine Geländebezeichnung Hänggeli geht der auch anderwärts vorkommende Name zurück. Zunächst gab es zwei Hänggeli in Zug und Inwil, einen Acker Hänggeler in Büessikon, nach denen sich mehrere im Jahrzeitbuch bezeugte Familien in Baar und Steinhausen, andere in Zug benannten, wo Jenni Henggeli 1410 als Zeuge auftritt und Heini 1508 das Bürgerrecht nahm, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Andererseits weist der Ursprung der Talleute von Ägeri eindeutig nach der Gegend des Lauerzersees. Hier im alten Sprengel der Pfarrei Arth tritt Ulrich 1366 als Ammann der Herren von Hünenberg auf, während die Brüder Ueli und Klaus und des letzern Sohn Jenni 1384 eine Lichtstiftung an die Pfarrkirche auf ihren Gütern auf Büelen und Gmeinlachen bom Otten errichten. Auch sonst nennt das Jahrzeitbuch Arth viele dieser Allmendgenossen des Arther Viertels, ein Landleuterodel 1797 noch fünf. Sie müssen zu Anfang des letzten Jahrhunderts ausgestorben sein. Eheliche Verbindungen führen sodann über den Sattel nach Hauptsee. In Schwyz zweigten einzelne unter dem Namen Jostjakob, in Ägeri als Zigerli ab.
Bald nach 1400 bebauen Henggeler Gotteshausgüter von Einsiedeln, so auf dem Alisacher beim Bättenbüel, im Mitteldorf, im Gmeind und Mettli. Als die eigentlichen Stammhäuser gelten später Tannen und Bietenberg in Oberägeri. Mehrere aus den Schwyzer und Ägerer Familien fielen in den Schlachten des 15. Jahrhunderts. Dem Hause Bättenbüel wie auch der Schmiedenfamilie auf dem Moos Unterägeri gehören die Gründer und Leiter der Baumwollspinnereien an der Lorze an. Eine andere Linie betrieb die Papierfabrikation. Aus jüngerer Zeit sind auch namhafte Vertreter im geistlichen Stand, in der Wissenschaft und in der Regierung zu nennen.
Hess
Vermutlich auf dem Stumpen sass Jenni Hess, der 1399 in Cham als Zeuge eines Strassenstreites vernommen wurde. Bald erscheinen andere in den Einsiedler Urbaren. In der Stadt nahm sodann Rudolf 1435 das Bürgerrecht, nach ihm noch eine Reihe anderer, während sie in Cham selbst nicht mehr leben. Wieder ein Rudolf liess sich 1645 in Oberwil bei Zug nieder, wo die Hess bis gegen 1900 wohnhaft blieben; doch leben heute in der Stadtgemeinde nur wenige Familien.
Bereis seit 1267 treten die Hess als ältestes Talgeschlecht von Ägeri auf, diese nachweisbar von der schwyzerischen Nachbarschaft her. In diesen Jahren standen zwei Töchter eines Hess von Ägeri als Äbtissin und Priorin dem Konvente von Wurmsbach vor, letztere auch zwischen 1298 und 1305 als Meisterin den Beginen zu Gnadental. Ein noch später Hessenacher genanntes und andere Güter in Inwil/Baar verkaufte Johann, Meister Heinrich Hessen Sohn, 1337 als Eigen an das Kloster Kappel. Vom wahrscheinlich ersten Sitze Hessenen im Hauptsee zog das Geschlecht bald über den See nach Wilbrunnen, auf die Lutischwand und das Gmeind, um in Unterägeri, wo es bedeutende Staatsmänner hervorbrachte, bis heute weiterzublühen. Anderseits bebauten sie als Zugsberechtigte seit 1417 den Bättenbüel, Alosen und andere Berghöfe in Oberägeri und starben hier 1842 aus.
Hugener
Zahlreiche Vertreter dieses Namen erwähnt das Kirchenurbar von 1469, wo sie auf Tannen und Mitteldorf, später aber fast ausschliesslich in Unteräger erscheinen. Hans fiel 1499 zu Rheineck; auch das Jahrzeitbuch nennt mehrere als Wohltäter. Zwischen 1553 und 1667 muss der Vater eines Ulrich das Genossenrecht an der untern Korporation erworben haben.
Iten
In den verschiedensten Gegenden der deutschen Schweiz leben Gruppen dieser Namengattung, hier die Wessenform des Frauen- oder Mutternamens Ita, der selbst in die Wappenschilde gesetzt wird. Im Ägerital erscheint erstmals 1400 Heini Iten als Besitzer des Tännli an der Schwyzer Landmarch, Jenni 1413 mit dem Landrechte von Schwyz selbst. Seither zählen sie zu den alten Talsippen mit Genossenrecht auf beiden Allmenden. Hier zum stärksten Geschlechte herangewachsen, wurden sie bei der Trennung zum grössten Teil der Gemeinde Unterägeri zugewiesen, wo die eigentlichen Stammhäuser auf den "Höfen" stehen. Zahlreiche Vertreter stellte das Geschlecht unter den Ammännern, Landvögten und Hauptleuten, Gelehrten und Pristern (42).
Das Bürgerrecht der Stadt erwarben schon die ersten Ammänner. Nach ihnen stellt das Geschlecht bis in letzte Jahrhundert die grösste Zahl im Bürgerbuche. Das Zugrecht in die Stadt ist heute erloschen; die jetzt in Zug heimatberechtigten Familien haben sich im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts eingebürgert. Eine andere Linie begründete Jakob Iten in Mellingen, wo er 1718 Bürger wurde. Immerhin erneuerten einige seiner Nachkommen das Bürgerrecht der alte Heimat Oberägeri. In Mellingen selbst leben noch einige Familien.
Merz
Abgesehen von einem ursprünglich vielleicht schwäbischen Stamme der Stadt St. Gallen, dessn Ausläufer sich in Ausserrhoden (Herisau) und im Aargau (Menziken, Beinwil, Aarau) niederliessen, sind drei andere auseinanderzuhalten, nämlich das weitere Aaregebiet mit Interlaken, Schwarzenburg, Biel (Ratsgeschlecht), Nidau mit Merzligen und Freiburg, sodann Zürich mit Rittern und Chorherren im Zusammenhang mit Gütern von Kappel, endlich die Gruppe Schwyz/Zug.
Diese nennt das Einsiedler Urbar zuerst 1220 in der Gegend von Feusisberg, jenes von Ratshausen um 1270/80 in Schränggigen-Ingenbohl, bald mit Ausstrahlungen nach Steinen, Küssnacht, Bischofswil und in die luzernische Nachbarschaft. Schwyzerischer Herkunft sind auch jene des Ägeritals, wo sie, obwohl im 15. Jahrhundert noch spärlich vertreten, zu den ältesten Genossengeschlechtern mit Zugrecht auf beide Allmenden zählen. Wie aus einer Zeugenliste hervorgeht, muss aber schon Götschi Merzo ein Talmann von Ägeri gewesen sein, der 1346 in Zug vor Lütold von Ägeri, Amman des innern und äussern Amts, als Zeuge auftritt. Werner fiel 1422 bei Arbedo, Kaspar und Nikolaus 1515 bei Marignano. Erst im 19. Jahrhundert traten einige im öffentlichen Leben hervor.
Kurz nach 1400 sind die Merz auch in Risch, Cham und Zug bekannt, so in Dersbach und Buenas. Aus dieser Gegend fiel Ueli 1515 bei Marignano. Zwar erlosch die Rischer Familie gegen 1600, doch hatten Ruedi und Hänsli ennet dem See schon 1435 das Einzugsrecht in der Stadt, und ihre Nachkommen erneuerten es noch 1565. Zahlreich bezeugt ist dann die Chamer Linie im dortigen Jahrzeitbuch, wonach sie im Städtli, zu Rumentikon, Linden- und Friesencham sassen und am letztern Orte die Flurnamen Merzenstein und-bach hinterliessen.
Von den Rischern stammen die seit 1404 auftretenden Stadtbürger, aus denen mehrere Geistliche hervorgingen und die nach 1731 ausstarben. So vertreten noch einzig die Ägerer Familien das vermutlich älteste Geschlecht der Innerschweiz.
Müller
Als Grundlage diente der zusammenfassende Beitrag des Neujahrsblatt 1961: Die Mühlen im Kanton Zug, speziell der Abschnitt die Bauernmühlen, mit beigegebenen Karten.
Zum Namen und zur Sache seien erwähnt Idiotikon IV, 183, 187 und 1920 – Namensstudien 333 – Gülten des Kantonsarchivs Zug und Akten des Stiftsarchivs Einsiedeln – Mitteilungen von Vikt. Lutiger und Michael Speck. Für die einzelnen Gruppen wird auch hier allgemein auf die Register der speziell zugerische Literatur hingewiesen, wie Urkunden-, Jahrzeit-, Bürgerbuch u.ä.
Oberägeri: Seit 1417 sind die Müller des Dorfes, fünfzig Jahre später jene vom Eierhals bezeugt. Ihre Nachkommen sitzen heute vorwiegend auf den Höfen des Hauptsee. Hans fiel 1515 bei Marignano, Nikolaus 1531 auf dem Gubel. Peter kaufte sich zu unbestimmter Zeit in Wilägeri ein, wo das Zugrecht eingegangen ist.
Unterägeri: Gleich alt wie die vorgenannten sind die Müller der untern Talgemeinde. Seit wenigstens 1503 ist die Familie im Besitze des Chamersbüel, dann auf Rissenen und Gmeind nachgewiesen, andere gleichzeitig auf dem Acher und am Lutisbach, während die letzten Generationen auf den Sitz im Buechholz zurückgehen.
Senz
Die früher etwas zahlreichere Familie unbekannter Herkunft, zuerst im Hinterwald wohnhaft, wurde 1533 in das Talrecht als Genossen der untern Allmend aufgenommen. Sie beschränkt sich heute auf wenige Köpfe.
Angaben aus dem «Wappenbuch des Kantons Zug» – Heraldik und Familiengeschichte
Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage 1974
Korporation Unterägeri
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